Simracing gegen Realität

Simracer-Cyberspace-Probleme

Übersicht

Simracing, verglichen mit Real Life Racing, hat den Nachteil, dass es bei weitem weniger Feedback für deinen Geist und Körper gibt:

  • G-Kräfte existieren nicht
  • Dein Gesichtsfeld (Field of View – FOV) is extrem eingeschränkt

Es gibt noch viel mehr Nachteile in Hinsicht auf Teamwork, je nach Simulation:

  • Du hast keinen Setup-Engineer
  • Du hast keinen Spotter, oder zumindest keinen guten
  • Du kannst nicht über Funk sprechen, Dinge erfragen, etc.

Ok, you actually could have a race engineer, spotter and a plugin that enables you to have voice control. But that’s often not the default.

Okay, du könntest einen Renningenieur haben, einen echten Spotter und ein Plugin, dass dir Stimm-Eingabe erlaubt. Aber weder ist das defaultmäßig eingebaut, noch kommt es an die Güte echter Rennkameraden heran.

In diesem Post konzentriere ich mich darauf, ein paar Tipps für die fehlenden G-Kräfte zu geben.

Folgen des G-Kraft-Mangels

Einlenkgefühl

Im echten Leben kannst du am Lenkrad und an der Veränderung der auf deinen Körper einwirkinden G-Kräfte frühzeitig fühlen, wenn du in der Kurve Grip verlierst.

Beispiel: Du schwenkst in eine Kurve ein. Du reißt am Lenkrad, fühlst Vibrationen, die Kräfte ziehen dich nach außen. Und plötzlich, mitten in der Kurve, lassen die Vibration und die Fliehkraft nach; es fühlt sich glatt an. Nun weißt du, dass du zu stark am Lenkrad gezerrt hast.

Ich habe diesen Effekt nur sporadisch im Simracing erlebt. Hier und da gibt es einen leichten Vibrationsverlust, aber bei weitem nicht so deutlich wie im echten Leben. Eine Technik, diesen Effekt stärker wahrzunehmen ist es, die das Lenkrad immer langsam und sanft zu bewegen. Wenn du wie ein Need for Speed-Junkie fährst, am Lenkrad reißt, als gebe es kein Morgen, wirst du den optimalen Einlenkẃinkel einfach übersehen.

Wenn die Simulation dir dieses Gefühl komplett verweigert, dann musst du per Trial-And-Error kompensieren. Drehe ein paar Runden, bis du dich wohlfühlst. Dann versuche in den Kurven, den Einlenkwinkel nach und nach zu minimieren. Jetzt können drei Dinge passieren:

  1. Die Zeit ist unverändert
  2. Die Zeit verbessert sich
  3. Die Zeit verschlechtert sich

Wenn die Zeit sich nicht ändert: Glückwunsch, du hast just den Reifenverschleiß reduziert, was gut ist (außer, du musst gerade dringend deine Reifen aufheizen).  Die Zeit verbessert sich: Win-Win. Weniger Reifenverschleiß, bessere Rundenzeit. Die Zeit verschlechtert sich: Das willst du selbstredend nicht. Tue das nur, wenn du deine Reifen schonen möchtest.

Wiederhole den Vorgang für jede Kurve, und zwar solange, bis die Zeit sich nicht mehr verbessert. Priorisiere nach der Wichtigkeit der Kurve.

Dann, tue das Gegenteil: Lenke mehr ein. Wieder können die gleichen Dinge passieren, außer, dass sich nun durchweg der Reifenverschleiß erhöht. Wäge ab, was das geringere Übel ist: Mehr Reifenverschleiß oder schlechtere Rundenzeiten.

Leider kann man normalerweise nicht viel gegen den Effekt machen, bei dem im wirklichen Leben das Gefühl glatt wird.

Versuche aber, soweit wie möglich die Force-Feedback-Einstellungen deines Wheels an die Simulation anzupassen.

Ich selbst fand das FFB der Fanatec Wheel Base realistischer als vom G27.

Steigung

Die Steigung der Strecke, also das Berg-Auf, Berg-Ab, ist ein wichtiger Faktor wenn es um die Optimierung der Ideallinie geht, vor allem, wenn du im Rennen dynamisch reagieren musst; bspw. bei Überholmanövern. Du kannst das Nichtvorhandensein des Gefühls für Steigung sogar beim Fernsehen erleben: Monaco oder Spa-Francorchamps sind Paradebeispiele für extreme Steigung und Höhenunterschiede. Aber es ist anhand der Fernsehbilder nahezu unmöglich, die Steigung der Strecke zu bestimmen, auch und vor allem in den Onboard-Perspektiven.

Du kannst natürlich sehen, dass in Eau Rouge extreme Steigungsdifferenzen sind, dass sich dort eine Mauer auftürmt. Aber weder kannst du den Grad der Steigung beurteilen, noch kannst du bestimmen, ob diese Mauer nun Richtung Himmel zeigt oder nach einem extremen Berg-Ab einfach waagerecht ist.

Wenn du alleine auf der Strecke unterwegs bist, dann kannst du wieder per Trial-and-Error vorgehen. Fahr so schnell du kannst, dann probier alternative Linien aus. Manche Rennstrecken haben aufgrund der Streckenelevation sehr konterintuitive Ideallinien. Geh auf jeder Linie an dein Limit, erst dann weißt du, ob sie sich lohnt. Geh mit Trial-and-Error vor, und behalte immer deine Rundenzeiten im Auge.

Im Rennen kann das kritischer sein, da du deine Ideallinie viele Male aufgeben musst, was dazu führt, dass sich deine Bremswege unerwartet verlängern oder verkürzen, was potentiell in einem finalen Rennausfall endet.

Es gibt zwei Wege, das Problem im Rennen zu lösen:

  1. Fahre konservativer bei einem Spurwechsel, bremse also etwas früher  (und vertraue dann deinem Instinkt, um den Druck auf der Bremse kontinuierlich anzupassen)
  2. Teste auch Linien links und rechts der Ideallinie discover this info here. Fahre die ganze Runde links, dann die ganze Runde rechts. Dann bist du gut vorbereitet.

Es gibt nicht viel mehr, was du tun kannst, außer deine Simulation zu modden. Für iRacing gibt es beispielsweise „Motion Cockpit View“, welches die durch Fliehkräfte bedingten Kopfbewegungen nachahmt. Für mich war es nichts, aber viele andere berichten über konstantere Rundenzeiten.

Auch hier fand ich, dass die Fanatec Club Sport Wheel Base einen besseren Job macht als das Logitech G27, indem das FFB es irgendwie schafft, den Wagen sich leichter oder schwerer anfühlen zu lassen.

Banking / Steilkurven

Du kannst Steilkurven normalerweise visuell erkennen. Auch das Force Feedback fühlt sich intuitiv in: Das FFB wird schwerer, wenn das Auto durch Zentrifugalkräfte nach unten gedrückt wird, und leichter, wenn du kurz davor stehst, Grip zu verlieren.

Alles in allem sind Steilkurven und hängende Kurven kein Problem im Simracing.

 

Schlaglöcher und Bodenwellen

Schlaglöcher und Bodenwellen bringen die Balance deines Wagens durcheinander, und manchmal reduzieren sie sogar deine Geschwindigkeit oder halten dich davon ab, noch schneller zu fahren. Dies ist der Fall, wenn deine Stoßdämpfer nicht für die entsprechende Streckensektion optimiert sind, und jedes Loch/jeder Hubbel kraft Newton gegen deinen Geschwindigkeitsvektor stößt oder dein Wagen sogar aufsetzt.

Oftmals spielen sie aber überhaupt keine Rolle, nämlich dann, wenn die Strecke extrem neu ist (bspw. Circuit of the Americas in Texas, USA), oder wenn die Simulation bzw. der Streckendesigner überhaupt keine Schlaglöcher und Bodenwellen implementiert hat.

In iRacing aber sind sie implementiert, nicht immer visuell, aber physikalisch.

Im Schnitt sind Schlaglöcher und Bodenwellen aber nicht zu wichtig, da sich die meisten Rennstrecken in einem guten Zustand befinden. In der Regel optimierst du eher in Hinsicht auf Curbs, Steigung und Neigung. Es gibt aber Ausnahmen: Die Nordschleife, zum Beispiel. Oder der Iowa Speedway, der so bumpy ist, dass man es schon nach wenigen Sekunden im TV erkennen kann.

Was machen Simulationen, um Schlaglöcher und Bodenwellen zu simulieren: Den Bildschirm wackeln und dein FFB schlagen, letzteres mitunter sogar recht stark. Instinktiv wirst du dann den Bremsdruck verringern oder kurz vom Gas gehen, um wieder Traktion zu bekommen.

Bei vielen Schlaglöchern solltest du auf jeden Fall versuchen, dein Chassis etwas weicher einzustellen. Beobachte wieder deine Rundenzeiten, und optimiere nach Bedarf.

Fazit

Hab nicht zu viel Angst vor all diesen G-Kraft-Faktoren, die im Simracing fehlen oder schwächer wahrgenommen werden. Es ist auf jeden Fall gut, sich derer bewusst zu sein und daraufhin zu optimieren, aber meckere nicht: Die Situation ist für alle die gleiche. Sei einfach gut vorbereitet, und sei auf die vorbereitet, die nicht vorbereitet sind.

Wir sehen uns auf der Strecke.

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