Vor wenigen Wochen hat Fanatec uns Kostproben ihrer neuen Fanatec CSL Elite-Line übergeben, bestehend aus einem kompletten Satz ….
- CSL Elite Wheel Base
- CSL Steering Wheel P1 for Xbox One
- CSL Elite Pedals
- CSL Elite Pedals Load Cell Cit.
Pünktlich zum Winter kommt CSL Elite keine Sekunde zu früh (genau genommen gar pünktlich zum Herbst).
Wie immer zuerst eine Kurzzusammenfassung für euch beschäftigten Simracer. Das detaillierte Review folgt so dann.
(Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel erschien zuerst auf http://PerfectSimracer.com. Du kannst in auch auf Englisch unter http://perfectsimracer.com/fanatec-csl-elite-review/ nachlesen [SimRennsport.de und PerfectSimracer.com gehören zusammen])
(Artikel-Historie: Ursprüngliche Veröffentlichung 01. Dezember 2016, Updates 12. August 2017)
Fanatec CSL Elite Review: Zusammenfassung
Ist Fanatecs CSL Elite das Geld wert? Kurz und knapp: Absolut.
Hinweis: Wenn du an Load-Cell-Bremsen gewöhnt bist, dann solltest du in jedem Fall auch das Elite Pedals Load Cell Kit kaufen. Für die anderen ist es ein Update, für dich aber obligatorisch.
In Hinsicht auf reine, allgemeine Performance, ist Fanatec CSL Elite besser als:
- Logitech G27, as well as its sucessors Logitech G920 / G29
- Thrustmaster TX
- Thrustmaster T500RS
- Fanatec Club Sport with Wheel Base V1, Pedals V2 without silicone oil installed
Es ist schlechter als:
- Fanatec Club Sport mit Wheel Base V2, Pedals V3
Club Sport ist natürlich nochmal eine ganze Ecke kostspieliger und spielt in einer anderen Liga.
Genug gelesen. Bring mich zu Fanatec!
Wer bereits Eigentümer eines Fanatec Club Sport-Setups ist, der möchte wissen, wie die CSL Elite sich im Vergleich zu diesen schlagen. Vielleicht ist CSL Elite ja sogar ein günstiges Upgrade, wenn euer Club Sport schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist?
CSL Elite Wheel Base vs Club Sport Wheel Base V1: Der klare Sieger ist die CSL Elite Wheel Base. Sie ist stärker als die CSW, V1 und reagiert schneller in brenzligen Situationen. Das etwas weichere, weniger rauhe Feedback mag noch Geschmacksache sein. Aber wenn du in einem Lotus 49 plötzlich einen Drift nach dem anderen besser meisterst, als du es von dir kennst, dann ist klar wer hier der Sieger ist. Fazit: CSL Elite besser als CSP, V1.
CSL Elite Wheel Base vs Club Sport Wheel Base V2: Auch hier ist der Sieger eindeutig, jedoch ein anderer als zuvor. Die Wheel Base V2 platziert sich nochmal deutlich vor der CSL Elite Wheel Base, schlägt aber auch mit mehr als doppelt so hohen Kosten zu buche. Fazit: CSL Elite schlechter als CSP, V2.
Wer also eine alte Club Sport Wheel Base V1 sein Eigen nennt, für den ist die CSL Elite Base ein definitives und kostengünstiges Upgrade. Für Besitzer der neueren CSW, V2 ist die CSL Elite dagegen keinen Kauf Wert.
Vergleichen wir noch die Pedale. Eins steht hierbei fest: Die CSL Elite-Pedale sind ohne Load Cell Kit nicht so gut wie die Club Sport-Pedale, egal in welcher Version. Eine drucksensitive Bremse ist immer besser als jede noch so gute distanzbasierte Bremse.
CSL Elite Pedals + Load Cell Kit vs. Club Sport Pedals, V2: Ehrlich gesagt war ich absolut überrascht. Wenn man de CSPv2 direkt neben den CSL sieht, sollte man meinen, dass die CSPv2 mehr leisten; dafür sorgt alleine ihr metallischer, rohe und „Mitten in die F….“-Look. Aber nein! Die CSL+LoadCell gehen auch hier als klare Sieger hervor. Und dafür sorgt alleine das Load Cell Kit, in dem es den Pedalweg fast vollständig elimiert, und dagegen zu 95% auf reine Drucksensitivität setzt. Ich selbst konnte es kaum glauben, aber die CSL Pedale samt Load Cell sind für Besitzer der Club Sport Pedale, V2 eine interessante Upgrade-Option. Fazit: CSL Elite besser als CSP, V2.
CSL Elite Pedals + Load Cell Kit vs. Club Sport Pedals, V3: Analog zur Wheel Base sehen die CSL gegen die aktuellen Club Sport Pedale (also V3) kein Land. Insbesondere hat Fanatec nun ein neues Brake Performance Kit für die CSP auf den Markt gebracht, welche ähnlich der CSL den Bremspedalweg fast vollständig eliminieren (was gut ist und in etwa dem entspricht, was auch in der Formel 1 gemacht wird.). Fazit: CSL Elite schlechter als CSP, V3.
Halten wir nochmal fest: (CSPv2) < (CSL Elite+LoadCellKit) < (CSPv3)
Ausführlicher Fanatec CSL Elite-Testbericht
Part 1: CSL Elite Wheel Base
Wenn du von Fanatecs Club Sport Wheel Base V1, Thrustmaster T500RS oder Logitech G27/G29/G920 kommst, oder irgendeinem der Vorgänger, dann ist die CSL Elite Wheel definitv ein Upgrade.
Der Drehmoment der Basis liegt genau zwischen der Club Sport-Basis V1 und V2:
- Club Sport Wheel Base V1: 5.2 Nm
- CSL Elite Wheel Base: > 6 Nm
- Club Sport Wheel Base v2: 7.3 Nm
Zum Vergleich die Drehmomente der anderen Hersteller:
- Logitech G27: 2.5 – 3 Nm
- Thrustmaster T500RS: 6 Nm
- Bodnar: 17 Nm
Wie du siehst ist die CSL Elite-Basis Oberklasse. Nur die Club Sport Wheel Base V2 bietet noch mehr Drehmoment. Das Bodnar SimSteering System gehört nicht wirklich zum Wettbewerb, mit einem Luxus-Preis von über 3.500 EUR zum Zeitpunkt dieses Artikels.
Reichlich Drehmoment! Bring mich zu Fanatec. JETZT!
Soviel zum Drehmoment. Aber was ist mit der Qualität des Force Feedbacks?
Ich selbst stehe nicht so sehr auf zu viele technische Details, deswegen erwähne ich nur ganz kurz dass Fanatec einen bürstenlosen Motor mit einem Einriehmen-Antrieb verbaut hat. Dadurch hat die Basis eine sehr schnelle Reaktionszeit und fühlt sich extrem weich an.
Für die erste Testfahrt habe ich ein paar Runden über iRacings Imola-Abbild gedreht. Was sofort ins Auge (oder in die Hände) fiel war, wie weich sich das Feedback anfühlt. Wenn du vorher ein CSW V1 gefahren bist, welches sich rau und hart anfühlt, dann macht dich das erst einmal skeptisch. Aber ohne Grund! Ich verlasse also die Boxengasse, und trete ordentlich das Gaspedal durch. Nachdem ich für die erste Kurve verzögere, stampfe ich selbstbewusst erneut aufs Gaspedal. Dieses Mal allerdings einen Moment zu früh. Ich erwarte einen grandiosen Abflug, und denke mir: „Typisch. In der Aufwärmrunde gleich in die Mauer“.
Aber dem ist nicht so.
Das FFB feuert. Kaum spürbar, aber dennoch da; unterschwellig. Ich spüre in meinen Händen, was zu tun ist. Ich ergreife Gegenmaßnahmen, lenke etwas gegen; mein Gasfuß reagiert angemessen und ich balanciere den Lotus 49 genau richtig aus. So genau, wie ich es mit dem CSW V1 vermutlich noch nie getan habe. Whoa, gleich in dieser ersten Kurve spürte ich, dass die Fanatec CSL Elite Wheel Base vermutlich meine Club Sport Wheel Base V1 ersetzen würde.
Ich fahre noch viele weitere Runden. Aus purer Freude, und um meinen Eindruck statistisch zu verifzieren. Ernsthaft, ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele Runden im L49 ohne ernste Zwischenfälle am Stück gefahren zu sein. Das erste Mal seit langam fahre ich tatsächlich den Tank leer. Das habe ich weder mit dem Logitech G27 geschafft, noch mit dem CSW V1. Ich sage nicht, dass man es mit den anderen Wheel Bases nicht könnte, aber ich rede nur von mir selbst; jemand, der auf der Piste gerne mal über das virtuelle Limit hinausschießt.
Ich probiere noch eitere Boiden aus. Inklusive dem MP4-30 (McLaren’s F1-Auto in iRacing), Lotus 79 (Rennwagen aus der berüchtigten Bodeneffekt-Ära der Formel 1) und dem Schätzchen, das immer gut für ein schnelles Rennen ist, dem Formula Renault 2.0. In jedem einzelnen Auto fühlte sich das CSL Elite besser als das CSW V1 an.
Auch wenn die Weichheit des FFB Geschmacksache ist (ich mag das Raue des Club Sports V1), so ist das CSL Elite Force Feedback schneller UND besser als in nahezu jeder Wheel Base, die ich ausprobiert habe.
Wenn ich sage, die CSL Elite Basis/Pedale sind besser als Club Sport, dann meine ich damit immer die Vorgängerversionen (= Basis V1 und Pedale V2).
Part 2: CSL Elite Pedals
Das Pedal-Paket kommt mit einem Gas- und einem Bremspedal. Ein Kupplungspedal ist nicht enthalten. Bei Pedale sind linear und Potentiometer-basiert, wie es auch bei Logitech- und Thrustmaster-Produkten (Stand Ende 2016, Anfang 2017) der Fall ist.
Anders als die Konkurrenz hat Fanatec Torsionsfedern verbaut, also Drehfedern wie in einer Wäscheklammer (natürlich „etwas“ stärker als in einer Wäscheklammer 🙂 ). In Hinsicht auf das Fußgefühl spürst du dadurch aber keine Unterschiede.
Der Pedalweg ist im Vergleich zu Club Sport ziemlich lang. So lang, dass ich deshalb die vorinstallierten Gummisohlen entfernen musste, da ich selbst mit meinen recht großen Latschen sehr über die Pedalfläche rutschen muss (auf dem weiter unten besprochenem Load Cell Kit-Pedal hab ich’s aber gelassen, da es hier so gut wie keinen Pedalweg gibt).
Das Bremspedal wird mit einer kleinen Schaum-Einlage ausgeliefert, damit es sich ein wenig wie eine echte Bremse anfühlt. Trotzdem funktioniert dieser Hack nicht so gut wie beim Thrustmaster T500, Logitech G29 / Logitech G920 oder dem Logitech G27 mit installiertem Nixim Mod. Fanatec’s Brems-Hack funktioniert von allen genannten ehrlich gesagt am schlechtesten.
Hör aber nicht auf zu lesen. Das Load Cell Kit ist ein kompletter Game-Changer in dieser Hinsicht; im nächsten Abschnitt besprechen wir dieses!
Noch anzumerken ist, dass das Bremspedal eine stärkere Feder verwendet; auch wenn die Pedale ansonsten identisch aussehen, sind sie es aber somit nicht.
Und num zum Load Cell Kit: Lies es unbedingt, bevor du dir ein Gesamurteil bildest!
Part 3: CSL Elite Load Cell Kit
Das Load Cell Kit ist das Killer-Argument für die CSL Elite-Pedale. Leider nur getrennt erhältlich, aber preislich insgesamt doch recht gut. Durch das Kit wird die Pedalerie sogar besser als die Club Sports in der vorigen Version V2 (nicht aber als die V3, die aber preislich in einer ganz anderen Kategorie liegen).
Wie kann das?
Wenn du das CSL Elite Bremspedal mit dem CSPv2-Bremspedal vergleichst, dann gibt es einen riesigen Unterschied, und das ist der Pedalweg. Ein CSPv2-Pedal simuliert eher das Bremspedal eines sportiven Straßenautos, also so, wie Average Joe es „realistisch“ titulieren würde.
Das Bremspedal des CSL Elite Load Cell Kits dagegen hat so gut wie keinen Pedalweg. Er simuliert eher ein Formel 1-Rennauto denn einen Straßenwagen. Wenn du das mitgelifierte 95 kg-Kit installierst, dann ist der Pedalweg nur minimale 1,5 – 3 cm, abhängig von deiner Stärke. Und das ist nicht nur gut. Das richtig geil.
Ohne ein Experte der menschlichen Physiologie und Psyche zu sein, ist meine Vermutung die folgende:
Jeder, der eine Load-Cell-basierte Bremse verwendet und auch Erfahrung mit linearen, Potentiometer-basierten Bremspedalen hat (so wie bspw. im Logitech G27, oder den meisten (wenn nicht allen) billigeren Pedalen), der weiß folgendes bereits; und wenn auch nur unbewusst. Das menschliche „Muskelgedächtnis“ ist bei weitem besser darin, Stärke zu erinnern, als es dies bei Weg/Distanz der Fall ist. Anders gesagt: Uns fällt es leichter, Wie Stark zu lernen, als das Wo.
Wir erleben diesen Effekt, wenn wir ein Gefäß hochheben möchten, und es ist viel leichter (oder schwerer), als wir dachten. Vollkommen unbewusst wenden wir eine unangemessene Kraft an. Das ist das Muskelgedächtnis. Und das ist das Unbewusstsein, dass uns im Rennsport noch besser werden lässt.
Wie oft hast du dich mit einem Poti-basiertem Bremspedal schon verbremst? Ich: Unendlich oft.
Wenn du dann auf eine Load-Cell-basierte Bremse umsteigst, dann verringert sich deine Bremsfehlerrate drastisch – gar dramatisch. Für meinen Teil: Blockierte Räder sind die absolute Ausnahme geworden. Es ist kein entscheidender Faktor mehr – anders als bei Poti-Bremsen. Weder im Mazda MX-5, noch im Lotus 49 (Scheibenbremsen, uh) oder im MP4-30.
So gut ist stärkebasierter Input. Mit den CSL Elite treibt Fanatec das auf die Spitze, indem es den Pedalweg fast komplett eliminiert hat. Was bleibt ist ein Bremspedal, das fast ausschließlich auf Stärke setzt.
Heilige Leberwurst!!1 Ab zu Fanatec ohne Umwege!
Meine Vermutung, warum das sogar noch besser ist als das klassischere Stärke+Weg ist, dass die räumliche Orientierung irgendwie das Muskelgedächtnis irritiert und verwirrt. Das Faktum, dass der Pedalweg nun fast nicht mehr vorhanden ist, muss irgendwie bedeuten, dass diese Irritation ebenso ausgeschaltet wird. Dabei wird mehr Fokus auf das generiert, was wirklich wichtig ist: Stärke.
Also, kurzum, die CSL Elite Pedale, zusammen mit dem CSL Elite Load Cell Kit, schlagen die ClubSport Pedale V2 und den Wettbewerb von Thrustmaster und Logitech in Hinblick auf die reinen Leistungsdaten. Natürlich ist ein komplettes CSL Elite-Setup etwas teurer als ein T500RS- oder G920-Paket, aber es ist eben auch etwas besser (vor allem die Load Cell ist eine Mehrinvestition wirklich wert).
Auch ist das CSL Elite ein toller Einstieg in die Welt der Premium-Hardware. Interessant ist, dass Ihr eure Fanatec-Sachen in Zukunft sukzessive updaten könnt. Ihr könnt alle Club Sport-Lenkräder auf die CSL Wheel Base mounten. Auch könnt Ihr alle Club Sport-Pedale an selbige stecken.
Ich muss zugeben, ich war ob des unspektakulären Aussehens (im Vergleich zu Club Sports) überrascht, eine so hochwertige und gute Hardware in dieser Preisklasse zu testen. Meine Skepsis wurde komplett im Keim erstickt (wer diesen Artikel komplett gelesen hat, der erinnert sich, dass der Keim die erste Schikane in Imola war :)).
Absolute Kaufempfehlung.
hervorragendes Review, danke dafür. Ich werde wohl die 140 € noch investieren, die gefühllose Bremse ist der einzige Kritikpunkt, den ich an meinem Fanatec-Setup noch vorbringen kann.
Ebenfalls danke für das Feedback.
Ja, wer einmal mit Wägezelle gebremst hat, der will nicht mehr ohne 🙂
Nach einem Jahr mit der CSL Elite inkl. LoadCell muss ich hier für die interessierten unter den Lesern mal die Minderwertige Qualität der Pedale ansprechen. Das Set ist innerhalb von 3 Monaten mit dem gleichen Fehler bei Fanatec. Undefinierte Gaspedalausschläge ohne dass das Pedal überhaupt berührt wird. Für Premium und Preis nicht ok.
Hallo Bernd, danke für deinen User-Report.
Hat Fanatec dir ein neues Gerät zukommen lassen oder deins repariert?