Ruhig, langsam, sanft, vorwärts!

Ruhig! Langsam! Sanft! Vorwärts!

Wenn du im Rennen keinen Fortschritt spürst, oder wenn sich ein Gefühl aufbaut, dass das Rennen sich langsam deiner Kontrolle entzieht, oder wenn du siehst, wie deine Rivalen ihren Abstand zu dir immer weiter verringern, dann sag dir selbst:

Ruuuuhig, Bruder.

oder vielleicht

Küüüühl, Schwester.

Das Langziehen der Wörter ist sehr wichtig. Aber ernsthaft:

  1. Beruhige dich!
  2. Slow hands: Sanft und bedacht am Lenkrad, nicht verkrampfen!
  3. Sanft an den Pedalen!
  4. Sieh voraus und dahin, wo du hin willst (und nicht dahin, wo du bist)!

Alle Punkte sind Punkte die selbst routinierten Fahren immer wieder passieren. Man wird wütend oder lässt Emotionen über sich bestimmen. Man wird hektisch am Lenkrad. Man fängt an, hart an der Pedalierie zu sein. Man schaut nur auf den Scheitelpunkt (engl. Apex) vor sich, selbst wenn man schon dran ist; stattdessen sollte man voraus schauen, so weit wie möglich.

Konditioniere dich selbst während des Rennens und des Trainings. Nutze es als Checkliste: Ruhig, bedacht, sanft, voraus!

Ich selbst habe irgendwann festgestellt dass ich während eines Rennens schnell vergesse, voraus zu schauen, und mich stattdessen auf den nächsten Bremspunkt oder Scheitelpunkt konzentriere (umso mehr, wenn er wie in Laguna Seca optisch markiert ist). Dabei sollte der Scheitelpunkt in dem Moment, in dem du Ihn passierst, ja schon vorher, Sache der mentalen Vergangenheit sein: Nur so kannst du instinktiv fahren und automatisches, antrainiertes Handeln demjenigen überlassen, der es am Besten kann: Deinem Körper. Denkst du über etwas bewusst nach, belastest du dein Bewusstsein mit Dingen, die nicht mehr relevant sind.

Genieße deine Hotlaps, lockere deine Hände, lass das Lenkrad in deinen Händen spielen. Ich bemerke immer wieder, dass ich besser fahre, wenn ich dem Lenkrad in meinen Händen Spiel biete. Ich glaube, es war Michael Schumacher, der meinte, er lasse sein Auto durch die Kurven gleiten, und er selbst sei nur Passagier und beobachte, was passiert.

Klar: Wenn du den Passagier zu 100% implementierst, und nur noch beobachtest, dann landest du im Kiesbett. Es ist ein wenig eine Geisteseinstellung: Sagen wir, du bist 11 auf der Verkrampfungsskala deiner Hände am Lenkrad, dann solltest du das Auto bis -11 auf der Skale gleiten lassen, damit du eine balancierte 0 erreichst.

Diese Geisteseinstellung, physich ein Kompromiss zwischen Kontrolle und Loslassen, hilft dir beim Über- und Untersteuern. Wenn du nicht verkrampfst, dann spürst du auch die kleinen Kräfte am Lenkrad. Das sind vor allem die Kräfte, die kurz vor einem echten Kontrollverlust wirken. Außerdem spürst du besser den optimalen Lenkrad-Einschlag-Winkel. In jeder Kurve gibt es für die Reifen einen gewissen Winkel, der optimal ist. Unter diesem Winkel: Untersteuern. Über diesem Winkel: Gleichsam untersteueren, aber mit mehr Verschleiß straight from the source. Wenn du nicht verkrampfst, dann spürst du diesen Sweet Spot besser.

Ich sehe oft Rennfahrer, die spät im Rennen, vielleicht sogar in den letzten 5 Runden, verlieren (auch ich gehöre  absolut dazu). Das sind Situation psychischen Drucks, oder schlechter Traktion. Kleb‘ dir deswegen selbst einen Motivations-Sticker auf dein Lenkrad oder sogar deinen Bildschirm, damit du in solchen Situationen deine Checkliste siehst:

  1. Ruhig!
  2. Langsam!
  3. Sanft!
  4. Voraus!

Rennfahren ist circa 96.1335% über Psyche und mentale Konditionierung.

Ross Bentley hat in Zusammenarbeit mit einem Psychologen ein ganzes Buch über mentale Techniken geschrieben, Inner Speed Secrets:

Inner Speed Secrets - Mental Strategies to Maximize Your Racing Performance

Ross Bentley – Inner Speed Secrets

He’s got more books, and even if there’s some redundancy, they are all worth the pragmatic read.

Er hat noch mehr Bücher im Angebot, und auch wenn die Serie mitunter ein kleines bisschen redundant ist, sind sie alle die Lesezeit wert, vor allem, da sie pragmatisch geschrieben sind und auf den Punkt kommen.

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