Langzeit Logitech G27 Test
Dies ist effektiv ein Langzeittest. Ich habe mein Logitech G27 Racing Wheel über 3-4 Jahre benutzt. Laut meiner iRacing-Statistik über viele Hundert Rennen, mit jedem Rennen zwischen 10 und 50 Runden.
Logitech G27 Racing Wheel, Shifter and Pedals kann dein Einstieg in die Welt des Simracings werden. Sim-Rennfahrer auf der ganzen Welt kennen dieses Wheel, und du machst nichts falsch, wenn auch du dich dafür (oder seinen Nachfolger Logitech G29 Diving Force bzw. Logitech G920 Driving Force) entscheidest.
Zusammenfassung für den eiligen Rennfahrer
Natürlich handelt es sich beim G27 nicht um das perfekte Lenkrad für PC oder PlayStation, aber das erwartet in der Preiskategorie auch niemand. Der Preis ist im Vergleich zu Fanatec- oder den gehobenen Thrustmaster-Sachen einfach besser verdaulich, gerade wenn du noch am Anfang deiner Simracing-Karriere stehst. Es ist ein tolles Einstiegs-Lenkrad und ich zähle es definitiv immer noch zu den besten Lenkrädern für PC, PlayStation oder Xbox (Xbox nur per zu kaufendem Adapter).
Gleichermaßen die Pedale. Zwar kommen die G27-Pedale ohne Progressive-Brake-Mod oder Hydraulik daher (anders als Fanatec und Thrustmaster), aber der Preis ist einfach zu gut. Nach ein paar Monaten kannst du ja den Nixim-Mod im Internet bestellen, einem Progressive-Brake-Mod für G27: Du wirst das verbesserte Bremsgefühl zu schätzen wissen. Am Anfang brauchst du es aber nicht!
Tja. Du siehst, obwohl ich auf Fanatec umgestiegen bin: Ich habe immer noch viel für dieses Lenkrad übrig. Hätte ich es nicht bei ebay verkauft, ich glaube ich würde es ab und zu der alten Zeiten wegen nochmal anschließen und ein paar Runden in Gran Turismo drehen; ein tolles Gefühl, vor allem wenn du sonst Joypad gewöhnt bist.
Neben dem Nixim-Mod für besseres Bremsgefühl gibt es auch noch das Bodnar-Cable. Mit diesem steigerst du die Genauigkeit der Pedale von 8 Bit auf 10 Bit (der Programmierer in mir weiß, dass das eine Steigerung von 256 möglichen Positionen auf satte 1024 Positionen ist), und es erhöht die Abfragefrequenz der Pedale.
Zu weiteren Tuning-Möglichkeiten gibt es hier im Blog einen eigenen Artikel.
Vor dem Detail-Test, lass mich dir folgendes sagen: Wenn du sonst auf billigerer Hardware oder gar Joypads deine Runden auf der Rennstrecke gedreht hast: Ein gutes Lenkrad ist einfach krass. Ich kann mich gut an meine Freude und den Thrill erinnern, als ich meine ersten Runden mit diesem Teil gedreht habe. Mir standen gar die Schweißperlen auf der Stirn, alleine weil ich es nicht gewohnt war, beim Rennfahren mit den Force-Feedback-Kräften zu kämpfen.
Harte Beweise
Ein paar iRacing-Zertifikate, die ich mit einem G27 im Auslieferungszustand erworben habe!
Ja, ich zähle zu den Mitgliedern bei iRacing, die heiß auf Zertifikate sind. Das ist das, was auf deinem iRacing-Profil am sichtbarsten für alle ist. Und wenn wir ehrlich sind, dann sind Erfolge, Siege und konstante Verbesserung die heilige Dreifaltigkeit im Rennsport. Ich präsentiere meine mit einem Logitech G27 gewonnenen Zertifikate:
In 2012 und 2013, die Zeit, in der ich mit iRacing begonnen habe, bin ich gute 400 Rennen gefahren. Ein Argument für die Haltbarkeit des G27.
Auch die Pros nutzen es
Sage Karam, IndyCar-Fahrer und schon sehr lange iRacing-Mitgleid, hat kürzlich ein Bild seines Rigs getweetet:
Built this bad boy today! Going to be turning lots of @iRacing laps! #obuttorev #simracing pic.twitter.com/kXcduFGUOi
— Sage Karam (@SageKaram) April 14, 2015
Auch wenn er (genau wie Greger Huttu) mittlerweile auf Fanatec Hardware setzt, halte ich fest, dass er schon einige Jahre im IndyCar unterwegs ist.
Detail-Test
Das Lenkrad
Das mit Leder bezogene Lenkrad fühlt sich gut und ziemlich sportlich an. Sein Durchmesser beträgt etwa 28 cm. Ich wünschte, mein echtes Auto hätte so ein Lenkrad (dann würde es aber keinen Airbag mehr haben). Im Leder sind kleine Lüftungslöcher eingelassen, ich denke aber nicht, dass es gegen nasse Hände schützt. Damit die Löcher mit der Zeit nicht zuviel Unrat aufnehmen, solltest du sie ab und zu reinigen (du reinigst ja auch deine Tastatur regelmäßig, nicht wahr?!).
Das Metall ist leider nicht rostfrei. Wenn du also deine Cola oder deinen ClubMate darauf ergießt, solltest du es schnell reinigen. Selbst wenn sich mal Rost bildet, kannst du es relativ leicht reinigen.
Knöpfe
Auf der H-Schaltkonsole gibt es 8 Knöpfe sowie ein D-Pad, und natürlich den 6-Gang-Schalthebel selbst. Auf dem Lenkrad selbst gibt es 6 Knöpfe, zuzüglich den beiden Schaltwippen. Außerdem gibt es drei Pedale (Kupplung, Gas, Bremse).
Zusammenfassung:
- Pedale: 3 Pedale (Kupplung, Bremse [nicht progressiv], Gas)
- Lenkrad: 6 Knöpfe + 2 Schaltwippen
- Schaltung: 8 Knöpfe + 1 D-PAD + 6-Gang H-Schaltung
An den Schaltwippen gibt es nichts zu beanstanden, sie sind wirklich gut, und nahezu optimal für größere Hände wie meine. Beim Thrustmaster T500RS Racing Wheel hatte ich mit meinen Pranken ernsthafte Problem, korrekt zu schalten.
Anders als beim Thrustmaster T500RS sind die Schaltwippen am Lenkrad befestigt (also wie im Formel 1 oder IndyCar).
In Hinsicht auf die Haltbarkeit ist nach dreijähriger Nutzung leichter Verschleiß zu spüren, der Klick ist aber immer noch gut spürbar. Genau wie bei meinem Fanatec Formula Rim ist der Up-Shifter etwas mehr beeinträchtig als der Down-Shifter: Wer schaltet schon gerne runter?
Force Feedback
Das Force Feedback entspricht dem, was man in einem Simulator erwartet. Gerade wenn du zum ersten Mal mit Force Feedback fährst, ist es genau das, was dich in den ersten Wochen süchtig nach mehr und noch mehr Rennen macht. Es macht süchtig!
Nach kurzer Eingewöhnung merkst du bereits, wie du intuitive gegenlenkst, wenn dein Heck ausbrechen will. Mit etwas mehr Übung kannst du gar den idealen Einlenkwinkel erahnen, also den Winkel, bei dem du weder zu stark noch zu leicht einlenkst. Werde ein Reifenflüsterer wie Jenson Button.
Ich selbst fahre eher mit seichterer Fore-Feedback-Einstellung, den gerade bei längeren Rennen ist das FFB für deine Hände und Gelenke ziemlicher Stress.
ACHTUNG: Auf eigene Gefahr. Oder, wenn dir die Garantie egal ist, kannst du das Gehäuse aufschrauben und den Front-Grill entfernen. Mit einem über einer Kerze erhitztem Messer kannst du auch die Lüftungsschlitze aussparen, die Logitech merkwürdigerweise nur zur Zierde angebracht hat. ACHTUNG: Messer danach unbrauchbar.
Pedale
Die Pedale selbst sind aus Metall gefertigt. Das Federgehäuse besteht aus schön rotem Plastik, sind aber ziemlich stabil. Viele Rigs bzw. Rennsitze unterstützen das Logitech G27 ab Werk, inklusive des Playseat Evolution M, GTR Racing Simulator oder dem ziemlich coolen Playseat F1 Red Bull.
Gas Bremse & Kupplung
Die Bremse und die Kupplung sind etwas erhöht, um dich beim sog. Heel-and-Toe-Shifting zu unterstützem, bei dem du mit dem rechten Fuß gleichzeitig bremst und Gas gibst. Abgesehen von etwas unterschiedlichen Platten sind die Pedale aber identisch. Alle drei Pedale haben eine lineare Feder verbaut, was ein anderes Gefühl gibt, als du es von einem richtigen Auto gewöhnt bist.
Schaltung
Im Nachhinein bereue ich es, den Shifter mit verkauft zu haben. Die 6-Gang-Schaltung und die zusätzlichen Buttons habe ich geliebt. Interessanterweise konnte diejenigen unter meinen Freunden, die keine Simracing-Erfahrung hatten, besser mit der H-Schaltung umgehen als ich. Für Sie war dessen Benutzung einfach natürlich, eben das, was sie schon in der Fahrschule genauso gelernt haben.
Auch wenn ich mir für den Schalthebel mehr Widerstand wünschen würde, wäre dies nur persönliche Vorliebe. Autos wie bspw. ein moderner Seat Ibiza geben dir weniger Feeling als der G27-Schalthebel.
Gruß aus der Zukunft / Edit April 2016
Ein Jahr nach diesem Test wurden das Logitech G29 Driving Force und sein Bruder, das Logitech G920 Driving Force herausgebracht. Auch wenn die UVP teuerer sind, sind sie definitiv deiner Aufmerksamkeit wert. Zwar halten sich die Verbesserungen in Grenzen, und es ist auch kein Shifter mehr im Preis enthalten, aber Amazon bietet diese Nachfolger oft stark reduziert an. Mehr darüber auch hier: Logitech G29 – und Best Xbox One Steering Wheel Review.
Nach dem Kauf
Befestigung
Die Befestigung ist einfach. Wie du in der Seitenansichten der Schaltung weiter oben sehen kannst, werden sowohl dünne als auch dicke Tische unterstützt. Ich empfehle aber ein Anti-Rutsch-Pad unter der Schaltung. Das Lenkrad selbst lässt sich einfach, schnell und sicher, so wie es ist, anbringen. Die Pedale halten dank Haken gut an jedem Teppich. Wenn du keinen Teppich hast, sondern einen glatten Fußboden, dann unterstützt dich die Zimmerwand und idealerweise ein bisschen Panzerband.
Außerdem unterstützen nahezu alle Rigs bzw. Rennsitze von Haus aus das G27.
Wartung und Reinigung
Ein kurzer Schwenk mit einem Swiffer reicht vollkommen aus. Wenn das Metall mal rostig wird, nachdem du dein Bier oder deine Milch darüber ausgekippt hast, dann nimm etwas WD-40 oder einen anderen Rostlöser.
Wenn du nach mehrjähriger Benutzung Zittersignale im Spiel bemerkst und die Potentiometer der Pedale reinigen musst, dann nutze Silikon-Spray und sie werden wieder wie neu sein.
Tuning für’s Logitech G27
Es gibt diverse Mods und Hacks, um dir dein geliebtes Logitech G27-Erlebnis zu verschönern. Dies sind die populärsten und wichtigsten.
Button Labeling
Zugegeben, dieser „Hack“ ist vielleicht nicht sehr populär, aber extrem nützlich. Nutze einen Labeldrucker (oder notfalls einen normalen Drucker, oder noch nötigerfalls einfach Stift und Papier) um deine Knopfbelegung auf das Lenkrad zu prägen. Du wirst es dir nach einer längeren Rennpause danken. Auch ist das hilfreich, wenn du mal während eines hitzigen Rennens reizüberflutet bist und vergisst, ob der eine Button nun für DRS ist oder für den Boxengassen-Begrenzer.
Bodnar Cable
Das Bodnar cable ist ein einfaches, externes Plug-In. Es löst im Grunde die Pedale von der Lenkrad-Basis, so dass du die Pedale separat nutzen kannst. Das Hauptfeature ist natürlich die gesteigerte Präzision, von 8 Bit auf 10 Bit, oder anders gesagt, von 256 Druckpunkten auf 1024. Außerdem erhöht es die Abfragerate der Pedale.
Der Effekt ist subtil, aber spürbar, wenn du auf deine Rundenzeiten achtest. Der Effekt ist vor allem dann deutlich, wenn du schon an den Grenzen deiner Hardware und deiner aktuellen Fähigkeiten fährst.
Auch wenn du eine große Deadzone konfigurierst hast, macht sich die gesteigerte Präzision deutlich bemerkbar.
Nixim und GTEYE Progressive Brake Mods
Wenn du dein Logitech G27-Paket erhälst, dann ist das Bremspedal linear. Anders gesagt: Für jeden Zentimeter, den du auf das Pedal einwirkst, gibt es einer propertionale Erhöhung der Bremskraft in der Rennsimulation.
Progressives Bremsen ist sowohl realistischer, denn es ist genau das, was in deinem echten Auto passiert, als auch natürlicher, denn die menschlichen Muskel lernen Kraft, und nicht oder nur begrenzt Distanz. Es wird dir leichter fallen, den richtigen Bremspunkt zu finden und die korrekte Bremskraft aufzuwenden. Du lernst damit schneller, effektiver, und hast mehr Zeit für’s Feintuning.
Um dein Logitech G27-Bremspedal in eine progressive Bremse zu verwandeln, gibt es den Nixim Mod sowie GTEYE. Achtung: Das Öffnen deiner Pedalbox macht die Garantie ungültig, falls vorhanden.
Weitere Tipps findest du auch im Artikel zur G27-Optimierung.
Fazit
Ein tolles Einsteigerwheel für jeden, der sich mit Simracing beschäftigen möchte, und dabei auch nichts gegen die Möglichkeit hat, mal auf dem Podest zu landen und virtuellen Champagner zu schlürfen.
Das Logitech G27 ist der Vorgänger zum G29/G920 Driving Force und durchaus noch einen Kauf wert.