Wenn du willst, dass dich alle hassen, befolge diese Simracing-Tipps

Ich bin nicht so gut im Verfassen von Einleitungen, also legen wir einfach los mit den Top 5 der Fehler und Verhaltensweisen, die dir einen Shitstorm im Chat deiner Lieblingssimulation garantieren.

5.) Zwei Minuten bis zum Start: Frag nach einem Setup!

Sage „Setup, anyone?“, und jeder weiß, dass du nicht nur nicht geübt hast. Nein, nun weiß jeder: Wenn dir jemand ein Setup gibt, dann bist du noch nicht einmal vertraut mit dem Handling deines Autos.

Es gibt auch die Variante, dass dir jemand ein Setup gibt, und es sich hierbei um ein Prank-Setup handelt, dass dich garantiert früh im Rennen rauswirft. Und jeder außer dir wird es wissen.

4.) Beim Ausbremsen den gesunden Menschenverstand ausschalten: Divebombing.

Hierbei handelt es sich um eine Immaterialisierung des Senna-Syndroms. Der Newbie ist auf der Geraden hinter einem Konkurrenten, und in der Bremszone vor der folgenden Kurve überschätzt der Newbie seine Fähigkeiten (oder den Schmutz abseits der Idealline). Er bremst später, lenkt in die Innenseite des Gegner („Diving“ -> Eintauchen), überlasten ihre Traktion, und bomben den Gegner ins Kiesbett.

Jetzt seid ihr beide raus. Genau wie echte Bomben könnt ihr eure Autos nur noch auf den Schrott werfen. Der Newbie hat dann typischerweise nur wenig Rückgrat und verlässt die Szenerie ohne jedes „Sorry“. Doch Obacht! Manche Bomben werden zu Blindgängern. Gleichsam schaffen es manche Divebomber wieder aus dem Kiesbett, und torkeln nun als undeterministisches Etwas über die Rennstrecke, jederzeit und unvorhersehbar explodierend, tief im Pulk vergraben.

Hinweis: Das Senna-Syndrom ist eine Sammlung von Simracer-Krankheiten, deren Betroffene immer davon geträumt haben, ein Formel 1-Rennen zu gewinnen. Sie denken: „Jetzt komme ich. Das ist meine Zeit. Ich bin nun hier, und ich werde es allen gleich in meinem ersten Rennen zeigen.“

Es braucht normalerweise nur ein paar Rennen, bis der Betroffene realisiert, dass Rennfahren nicht gaaaanz so einfach ist. Wenn sie merken, dass nicht die anderen die Geisterfahrer sind, sondern sie selbst, dann hören sie entweder mit Simracing auf, oder fangen an, echten Skill zu entwickeln.

Senna-Syndrom ist langfristig für den Betroffenen nicht schlecht: Es erdet, mal richtig auf die Fre**e zu fallen. Ich kann mich selbst nicht davon freisprechen und habe mal das halbe Feld bei einem Short-Oval IndyCar-Rennen in der ersten Kurve abgeräumt.

Hinweis 2: Mit zunehmender Erfahrung lernt man unter Umständen, ein sich anbahnendes Divebombing im Rückspiegel zu erkennen und Vorkehrungen zu treffen. Entweder schießt sich der Bomber dann kontaktlos selbst ab, oder er hält sein Auto auf der Strecke, was den unwillkommenen Effekt hat, den Bomber denken zu lassen: „Yay, ich wusste ich bin so gut!“.

3.) Überrundet werden und nicht in den Spiegel schauen, bzw. die Blaue Flagge ignorieren

Kürzlich nahm ich einem IndyCar-Rennen in Silverstone mit fixem Setup (=gleiches Setup für alle) teil. Mein Rennen lief ganz gut, ich führte das Rennen an. Ich habe sogar eine Sicherheitsdistanz zum Feld aufgebaut und musste das Ding eigentlich nur noch nach Hause fahren.

Dann, in den Esses (der Höhepunkt in Silverstone), stand eine Überrundung an. Der Backmarker war ziemlich langsam, und es hatte den Anschein, dass er mich auf der Innenseite vorbeilassen wollte. Ich freue mich immer, wenn ein Überrundungsvorgang flüssig abläuft, denn mit etwas Glück blockt der Überrundete meine eigentlichen Verfolger noch etwas länger.

Alles schön und gut. Außer … er hat mich überhaupt nicht gesehen. In dem Moment, da ich ihn überhole, ich auf der Innenseite, lenkt er in meine Linie hinein. Mein Tempo: 270 km/h. Er: 210 km/h.  Abstand: Noch 10 Meter.

Und weißt du was? Du kannst kein Dallara IndyCar in den Esses in Silverstone in nur 10 Metern um 60 km/h abbremsen, da du ohnehin am absoluten Traktionslimit bist, speziell kurz vom Bremspunkt, und jede ungeplante Änderung führt zum Kontrollverlust.

Kabumm.

Danke. Rennen vorbei. Sieg zerstört.

Moral: Schaue immer in deinen Spiegel. Entwickler einen Instinkt, solche Rennsituationen zu lesen. Lerne, deine periphere Sicht zu nutzen. Und speziell in iRacing gibt es keine Ausrede, sich anbahnende Überrundungen nicht frühzeitig zu erkennen, da du hier die sogenannte F3-Seite hast, welche ein Echtzeit-Delta zu den Fahrern um dich herum darstellt.

2.) Versuche 1 Sekunde nach dem Restart das Rennen zu gewinnen, nachdem jemand 1 Sekunde nach dem Restart versucht hat, das Rennen zu gewinnen, nachdem jemand 1 Sekunde nach dem Restart versucht hat, das Rennen zu gewinnen,  nachdem jemand 1 Sekunde nach dem Restart versucht hat, das Rennen zu gewinnen, …

Ein Syndrom von IndyCar-Oval-Rennen, in welchen zu viele Fahrer mit Senna-Syndrom (Earnhardt-Syndrom?) unterwegs sind: Es kommt zum Restart, und der Newbie riecht seine Chance. Er rast nach vorne, lässt links und rechts keine Platz, und verursacht die nächste Pace-Car-Phase. Beim nächsten Restart dassselbe. Ich habe Rennen erlebt, die in 200 Runden 8 Restarts hatten. Nicht schön, wenn sich deine Blase meldet …

Es gibt sogar noch eine Steigerung: Jemand versucht, in den Aufwärmrunden zu überholen und Trouble zu machen …. Vorsicht mit solchen Leuten.

Tu es nicht. Lass das Rennen sich entwickeln. Außer, du willst gehasst werden. Vor allem in den Oval-Rennen auf iRacing kann der Umgangston manchmal weniger amüsant sein.

1.) In der ersten Kurve gewinnen wollen..

Der schnellste Weg, sich den Hass aller einzufangen: Versuche, das Rennen von weit hinten in der ersten Kurve in der ersten Runde für dich zu entscheiden. Das garantiert Hass und einen Shitstorm, und sorgt dafür dass du den einzigen Rennabend von mindestens 5 gestressten Menschen, die einen harten Real-Life-Tag hinter sich haben und die einfach mal abschalten wollten, ruinierst.

„Schatz, warum bist du schon hier; dein Rennabend“ – „Tja, da war so ein I*iot. Was für ein A*****ch“

Diese Methode der Hass-Acquise funktioniert besonders gut bei Rennen, die stehend gestartet werden.

How To: Starte von weit hinten. Bei Grün, peile die Innenseite der ersten Kurve an. Weil die anderen Rennfahrer blöd sind, sehen sie nicht die Chance, die nur du Genie siehst, so dass du innen keine Konkurrenz hast und mindestens 5 Plätze gewinnen kannst. Diese Idioten! Gehe spät auf die Bremse, und werde eine Legende.

Und zwar genau so:

So gewinnt man Rennen, ne?

Im Ernst: Rennen werden nicht in der ersten Kurve gewonnen. Sie werden dort aber oft verloren.

Viel Spaß!

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  1. Michael Rathmann 12. November 2020
    • Seb 12. November 2020

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