Wenn dich der x-te Arcade-Racer langweilt, dann probier mal Simracing!

Ist Simracing etwas für dich?

Bist du auch gelangweilt von Codemasters‘ Formula 1 2010, 2011, 2012, 2013, …, 2015Dirt, Gran Turismo? Suchst du schon lange nach Alternativen zu Immer-Ähnlich-If-Then-Else-Physik? Möchtest du mal etwas mit Newtonscher Mechanik probieren?

Simracing!

Zu allererst: Der ultimative Test, ob du Simracing magst, ist es, es auszuprobieren. Gib aber nicht nach den ersten Drehern auf. Gib die ein paar Stunden oder Tage, bis du wenigstens ein paar Runden fahren kannst, ohne von der Strecke abzukommen.

Es ist leicht dich selbst zu frustrieren, wenn du direkt am Anfang in ein Formel 1-Auto steigst, dabei an den Hype glaubst, dass sie heutzutage einfach zu fahren sind. Und wenn du dann noch Monte-Carlo versuchst, nur um festzustellen, dass du schon nach der Boxenausfahrt in der Wand landest, ist der Frust perfekt. Ich könnte dir jetzt den Ratschlag geben, erstmal ein normales Straßenauto zu testen, wie den Mazda MX5 oder einen einfach Monoposto wie dem Skippy, aber ich denke, du hälst dich sowieso nicht dran, oder?

Gib aber auf keinen Fall zu früh aus. Mache eine Testfahrt, 30 Minuten. Geh dann schlafen und lass dein Hirn arbeiten. Dein Fahrlehrer hat dich ja auch nicht gleich in der ersten Stunde auf die Autobahnen im Ruhrgebiet geschickt.

Aber wenn du nach neuen Herausforderungen suchst und dich erste Fehlschläge nur weiter anheizen: Na los, probiere es aus!

In jedem Fall ist Simracing nicht wie dein Lieblings-Arcade Racer. Genau wie im wirklichen Leben ist es eine Sache von Stunden, Tagen, gar Jahren, deine Fahrkunst zu perfektionieren. Am Anfang möchtest du einfach das Auto auf der Strecke halten. Dann fängst du an deine Rundenzeiten zu verbessern. Bei deinen ersten Rennen wirst du erst mal alle Hände voll zu tun haben, den anderen Fahrern nicht im Weg zu stehen. Dann fängst du an, deine Fahrkunst weiter auszubauen, es winken Top 10-Platzierungen, vielleicht bald sogar die Plätze 1-3.

Simracing ist ein Hobby. Mit der Zeit kannst du sogar deine Lieblings-Simulation selbst als Hobby bezeichnen, oder sogar deine Lieblings-Rennserie innerhalb deiner Lieblings-Simulation: „Mein Hobby ist die IndyCar-Serie in iRacing“, oder „mein Hobby ist Kart-Racing in rFactor“.

Bist du gelangweilt von noch einem und noch einem Rennspiel?

Ich habe Super Mario Kart (SNES), Super Monaco GP, Gran Turismo (PS1-3) und viele offiziell lizenzierte Formel 1-Spiele seit den Achtzigern gespielt. Und irgendwie hatte ich immer dieses „Äh, noch so ein x-ter Aufguss eines Spiels“-Gefühl. „Noch so ein unrealistisches F1-Spiel“, „Ich dachte, dieser Teil sollte so realistisch sein“, …

Ungefähr 2010 habe ich dann einfach mal recherchiert, was es denn noch so gibt. Seinerzeit bin ich immer weider bei rFactor gelandet. Erstmal eine ganz andere Welt, die Leute in der Community sind irgendwie erwachsener, weniger dieses kindische und anonyme Rumgebashe und Rumgehate, wie man es unter jedem YouTube-Video findet. rFactor also.

Na dann los.

Mein eigener Einstieg

Die erstmal schmucklose Grafik ignorierend, habe ich mir eine Kopie von rFactor besorgt und es getestet. Mit einem Playstation 2-Joypad (Playstation 2 Joypad-to-USB adapter). Und natürlich musste ich wider der Vernunft in den Sauber F1-Wagen steigen, dachte ich doch, dass die Formel 1-Wagen von heute sicherlich wie auf Schienen fahren.

Viele Dreher und Unfälle später war ich eines Besseren belehrt. So ein 900 PS-Monster ist alles andere als leicht zu fahren! Irgendwann habe ich es dann geschafft, meine erste, vollstände Runde in Montreal zu drehen (Ich glaube es war eine 2:05, uff). Welch eine Freude!

Ich habe schnell gemerkt, dass die kleinen Daumen-Sticks am PS2-Joypad eher ungeeignet für präzisen Input sind, also habe ich meinen 1995er NeGCon controller angeschlossen, seinerzeit vor allem für Ridge Racer entwickelt. Und oh Wunder, er funktionierte ohne Murren. Er hatte zwar noch keine „Rumble“-Effekte, aber dank der verbesserten und genaueren Steuerung konnte ich bessere und konstantere Rundenzeiten hinlegen.

Ein paar Monate später habe ich mir ein Logitech G27 gekauft. Und ähnlich dem Thrill nach meiner ersten Runde im Sauber F1 war es wieder ein Thrill, das Force Feedback eines richtigen Lenkrads zu spüren. Selbst Gran Turismo 4 bekommt durch ein Lenkrad eine ganz neue Nuance: Es war ein regelrechter Nervenkitzel, als ich einen Pescarolo LMP kaum auf Le Mans halten konnte; das Lenkrad schüttelte und zerrte, vor allem auf der schnellsten Gerade. Durch die ungewohnten Kräfte kam ich ins erstmals in Schwitzen. Wow.

Wo soll man anfangen?

Software

Egal, auf welche Hardware du setzt, du brauchst auf jeden Fall eine Rennsimlation. iRacing ist ein sehr beliebter Rennsimulator, der eine unkonventionelle Benutzeroberfläche besitzt, die als u.a. als HTML/Javascript-Konstrukt in deinem Webbrowser läuft (bspw. Internet Explorer, Edge, Firefox oder Chrome). iRacing ist relativ teuer, bietet aber oft gute Coupon-Codes an. Was iRacing von anderen Rennsimulatoren unterscheidet, ist die eng verzahnte Zusammenarbeit mit Rennteams und Fahrzeugherstellern, sowie die exklusive Verwendung von laser-gescannten Rennstrecken; wenn es auf dem Nürburgring eine Bodenwelle gibt, dann gibt es sie auch in iRacing. Auch wenn iRacing trotz Coupon-Codes erstmal teuer erscheint, so kann man trotzdem einiges an Geld bei der Hardware einsparen, da eine 3-5 Jahre alte Grafikkarte ausreicht. Ein weitere Punkt für iRacing mag sein, dass viele professionelle und bekannte Rennfahrer dort unterwegs sind. So zum Beispiel Dale Earnhardt oder Rubens Barrichello (gegen den ich selbst ein paar mal gefahren bin; sehr schön!). Auch Lewis Hamilton soll mal dort gesichtet worden sein.

Bei rFactor 2 gibt es eine Try/Buy-Option, so dass du es vor dem Kauf erstmal testen kannst. Ein Einjahres-Abo kostet (zum Zeitpunkt dieses Posts) $43.99, und $12 für folgende Jahre. Eine Lifetime-Subscription gibt es für $84.99. Bis heute ist rFactor 2 aber ein ziemliches Grafik-Schwein; auf meiner knapp 4 Jahre alten Grafikkarte läuft es nur dann zu 70% flüssig, wenn ich die Grafik soweit reduziere, dass es etwas merkwürdig aussieht. Trotzdem hat rFactor 2 eine ausgezeichnete Physik, es macht einfach Spaß, egal in welchem Auto, über die Strecken zu heizen. Letztere sind leider nicht per Laser-Scanning modelliert; für viele Enthusiasten ist der Punkt aber auch gar nicht relevant, da sie sowieso nie im echten Leben dort fahren.

Assetto Corsa gibt’s ab 44,99€ bei Steam. Ich habe es allerdings nicht selbst getestet und möchte mir deshalb kein Urteil erlauben. Trotzdem, AC ist sehr beliebt in der Community.

Ältere Simracer, wie rFactor 1 (mein persönlicher Einstieg), netKar-Pro oder alles von Simbin sind günstig zu bekommen und geben dir eine wunderbare Einsicht in das Thema Simracing, wenn du mit der alten Grafik leben kannst.

Hinzuzufügen ist noch, dass vor allem für beide Teile der rFactor-Reihe unzählige Mods erhältlich sind, so viele, dass man schwer den Überblick behalten kann. Ich selbst mag lieber ein geschlossenes, übersichtliches Ökosystem wie iRacing, aber das ist absolute Geschmackssache. Natürlich gibt es auch in den rFactor-Communities diverse Standard-Mods, auf die man sich konzentrieren kann.

Hardware

Budget < €30

Playstation 2 Joypad

Wenn du ohnehin ans Racing mit dem Joypad gewöhnt bist, dann ist das vermutlich auch ein guter Übergang in die Welt des Simracings. Es ist genau das, was ich am Anfang gemacht habe:  Ein billiger Playstation2-zu-USB-Converter & ein Dual Shock-Controller.

Vielleicht hast du im Keller sogar noch ein NeGCon? Entstauben, ausprobieren! Damit hatte ich noch mehr Spaß und das Fahren war einfacher, auch wenn es leider keine Vibrationsmotoren hat.


Budget < €100

Thrustmaster T80RS

Thrustmaster T80 RS

Ich empfehle normalerweise keine Renn-Lenkräder in dieser Preiskategorie. Ich erinnere mich daran, vor langer Zeit mal ein solch billiges Gerät ausprobiert zu haben, und es hat mir über Jahre einen falschen Eindruck über Lenkräder für PC bzw. Konsole verschafft. Lange Zeit habe ich als Joypad-Fahrer Lenkräder nicht ernstgenommen.

Lass es lieber.


Budget < €250: Dein Spielplatz: Podium

Logitech G27

Mit dieser Kategorie spielst du in der Podium- und Champager-Liga. Viele Hobbyisten wählen <a class="thirstylink" title="Logitech G27" href="http://simrennsport lisinopril generic.de/goto/logitech-g27-2/“ target=“_blank“ rel=“nofollow“>Logitech G27 oder Logitech G29 [PC, PS3, PS4] bzw. Logitech G920 [PC, Xbox One] als den Standard, an dem sich andere Wheels messen müssen.

Wenn du bereits ein fortgeschrittener Rennfahrer bist und eine gehörige Portion Talent mitbringst, dann kannst du mit Lenkrädern und Pedalen in dieser Preisklasse sehr wettbewerbsfähig sein; ich selbst habe meine ersten Zertifikate in iRacing mit einem Logitech G27 gewonnen.

Mit teureren Lenkrädern fällt mir ein konstanter Fahrstil mit weniger Fehlern (vor allem bei längeren Rennen) jedoch trotzdem bei weitem leichter.

Als Einstieg ist diese Preiskategorie optimal geeignet.


Budget < €500

Thrustmaster T500 RS GT6 Review

 

Die Spanne von €400 bis €500 ist wohl Thrustmasters Domäne. Thrustmasters Premiumoption ist das Thrustmaster T500RS, das aufgrund seiner festen Schaltwippen vor allem für Sportwagen-Fans interessant sein dürfte.

Im Vergleich zum Logitech-Sortiment ist das T500 viel schwerer und das Gefühl wuchtiger. Man hat das Gefühl, gerade wirklich ein 1000-2000kg-Ungetüm zu bewegen. Es besitzt eine aktive Kühlung, wodurch das Force-Feedback vor allem bei längeren Rennen ausfallsicherer ist.


Budget < €2,000

Wenn du dieses Budget hast oder vom Logitech- oder Thrustmaster-Sortiment upgraden möchtest, tu dir was Gutes und mach dir das Geschenk des besten Lenkrades unter €2.000. Je nach Ausstattung bist du schon mit etwa €1.300 dabei.

Fanatec stellt das Bindeglied zwischen Massenmarkt und Individualmarkt dar. Es gibt noch teurere Hardware mit noch wahnsinnigerem Force-Feedback und noch realistischeren Pedalen, aber dann reden wir von etlichen Tausend Euro.

Das Fanatec-ClubSport-System ist modular aufgebaut. Die Pedale können getrennt von der Wheel-Basis verwendet werden (und umgekehrt), und du bekommst eine Menge, unterschiedliche Lenkräder; vom Lotus 49-Lenkrad ohne Knöpfe, bis zum Formula Rim. Ob du nun Fan von Jochen Rindt oder Jim Clark, oder eher Schumacher und Hamilton oder Franchitti bist, für jeden ist was dabei.

Mit dem Universal Hub bekommst du gar ein zusätzliches Modul, mit dem du echte Lenkräder befestigen kannst, beispielsweise von Momo oder Sparco.

Siehe hierzu folgende Reviews:


Sitz und Cockpit

Je nachdem, wie du räumlich ausgestattet bist, brauchst du vielleicht auch ein Racing Rig, in Simracer-Kreisen auch einfach nur „Rig“ genannt. Ich selbst habe ohne Rig angefangen, was du dann machen kannst, wenn du deinen Schreibtischstuhl gegen etwas von hinten anlehnen kannst. Aber wenn dein Stuhl frei im Raum steht, und du kräftig in die Pedale trittst, dann braucht du irgendeine Gegenkraft von hinten.

Der Königsweg ist auf jeden Fall ein Rig. Ein robustes Rig kostet in der Regel über 250 Euro, mit nach oben offenen Preisgrenzen. Du kannst auch selbst eins bauen, viele Enthusiasten posten ihre Baupläne oder inspirierende Bilder im Internet. Es gibt auch billigere Rigs, die immer noch besser sind als nichts. Diese sind aber auch oft etwas wackelig.

Wer Bestzeiten fahren will, der braucht sein Rig so verwindungsfest wie möglich. Nach Möglichkeit sollte auch der Bildschirm (oder die Bildschirme) wackel- und verstellsicher angebracht sein.

Ich selbst nutze ein Speedmaster V2, dass aber im Moment nicht verkauft wird. Andere, populäre Rigs sind folgende:

Playseat F1

Openwheeler Advanced Racing Seat


„Ich bin nicht wettbewerbsfähig, wenn ich nicht Tausende Euro investiere.“

Nein, das stimmt nicht. Nicht per se. Es gibt viele Rennsieger, die Logitech G27, G29, G920 und Thrustmaster T300RS oder T500RS verwenden. Ein gutes Setup unterstützt dich aber in deinen Bemühen. Je besser die Qualität, desto schneller lernst du Strecken, Bremspunkte, Scheitelpunkte, Bodenwellen, Curbs, et cetera. Greger Huttu, der Welt meistverdientes Alien, nutzt Fanatec-ClubSport-Hardware (Alien nennt man Simracer, deren Leistung einfach außerirdisch gut ist; du erkennst sie daran, dass sie schon nach wenigen Runden deine Bestzeit um mehrere Sekunden unterbieten [außer, du bist auch ein Alien 🙂 ]).

Zusammenfassung & Checkliste

Software: Du brauchst eine Rennsimulation bzw. einen Simracer. Ich selbst bin simrennsüchtig mit rFactor und iRacing geworden. Bei rFactor gibt es Try Before You Buy. Für iRacing gibt es oft Coupon-Codes.

Hardware: Du brauchst ein Eingabegerät. Für die ersten Runden kannst du zwar ein Joypad nutzen, aber ein Lenkrad ist definitiv empfohlen, für den Spaß und für deutlich bessere Rennergebnisse. Hier würde ich nicht unter 250 Euro gehen.

Metalware: Abhängig von deiner Raumsituation brauchst du vielleicht ein Rig. Ein Rig erhöht auch noch mal deine Rennkonstanz. Keine harte Voraussetzung, aber definitiv empfohlen. Mit einem Rig brauchst du dein Renngeschirr auch nicht jedes mal auf- und abbauen, wenn du im Feierabend mal flott ein paar Runden drehen willst.

 

Welcome to Simracing!

 

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